Die Wurzeln von MEVIS

Entwicklung des Instituts (1995-2008)

Das heutige Fraunhofer-Institut MEVIS wurde auf Initiative des Mathematikers Prof. Dr. Heinz-Otto Peitgen im August 1995 unter dem Namen MeVis – Centrum für Medizinische Diagnosesysteme und Visualisierung, in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH an der Universität Bremen gegründet. Für den Aufbau des Instituts erhielt MeVis vom Land Bremen eine jährliche Grundfinanzierung. Zum Geschäftsführer von MeVis wurde Prof. Peitgen ernannt und die Forschung durch einen international besetzten wissenschaftlichen Beirat begleitet. Im Jahr 2006 änderte die Gesellschaft ihren Namen in MeVis Research GmbH, Center for Medical Image Computing.

MeVis Research hat seit 1997 mehrere rechtlich unabhängige und finanziell eigenständige Ausgründungen hervorgebracht, die im Jahr 2007 unter dem Dach der börsennotierten MeVis Medical Solutions AG zusammengefasst wurden. Die AG beschäftigt heute rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Mitarbeiterzahl von MeVis Research hat sich abgesehen von wenigen kurzfristigen Rückgängen, die durch den Wechsel von Personal in die Ausgründungen bedingt waren, von der Gründung im August 1995 bis zur Integration in die Fraunhofer-Gesellschaft im Januar 2009 kontinuierlich erhöht. Im genannten Zeitraum verfünffachte sich die Mitarbeiterzahl von anfänglich 10 auf 51 vollzeitäquivalente Stellen.

Innerhalb von 13 Jahren entwickelte sich MeVis von einer kleinen Gruppe von Visionären zu einem international anerkannten Forschungs- und Entwicklungszentrum für computerunterstützte Medizin. Eingebunden in ein weltweites Netzwerk klinischer und akademischer Partner hat MeVis eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung praxistauglicher Softwaresysteme für die bildgestützte Früherkennung, Diagnose und Therapie eingenommen. Von Beginn an war die inhaltliche Ausrichtung des Instituts von einer intensiven Auseinandersetzung mit medizinischen Fragestellungen und klinischen Abläufen geleitet. Zwei herausragende Beispiele für richtungweisende Entwicklungen mit klinischer Bedeutung sind die Arbeiten von MeVis zur Brustkrebsfrüherkennung und Leberoperationsplanung. Eine detaillierte Beschreibung der frühen Phase von MeVis enthält der Bericht MeVis – Die ersten zehn Jahre.

Das Fraunhofer-Institut MEVIS

Zum 1. Januar 2009 erfolgte die Aufnahme von MeVis Research in die Fraunhofer-Gesellschaft. Das Institut trägt seitdem den Namen Fraunhofer-Institut für Bildgestützte Medizin MEVIS beziehungsweise Fraunhofer Institute for Medical Image Computing MEVIS. Als Leiter des Instituts wurde Prof. Dr. Heinz-Otto Peitgen berufen. Am 4. Juni 2009 erfolgte die konstituierende Sitzung des Kuratoriums von Fraunhofer MEVIS unter Vorsitz von Prof. Dr.-Ing. Erich R. Reinhardt, damals Leiter der Sparte Medizintechnik im Vorstand der Siemens AG. Seit Anfang 2009 ist Fraunhofer MEVIS Mitglied im Fraunhofer-Verbund Informations- und Kommunikationstechnologie (IUK).

Im April 2010 wurde unter Leitung des Mathematikers Prof. Dr. Bernd Fischer die Fraunhofer MEVIS Projektgruppe für Bildregistrierung an der Universität zu Lübeck gegründet. Die international anerkannte Projektgruppe befasst sich in enger Kooperation mit dem an der Universität zu Lübeck angesiedelten Institute of Mathematics and Image Computing (MIC) mit der Registrierung medizinischer Bilddaten, einer wichtigen mathematischen Schlüsselkompetenz des Medical Image Computing. Im Juli 2013 verstarb Professor Bernd Fischer nach kurzer schwerer Krankheit. Im Oktober 2014 übernahm der Direktor des MIC, Prof. Dr. Jan Modersitzki, die Leitung der Projektgruppe.

Im Oktober 2012 trat MEVIS-Gründer Prof. Peitgen nach 17 Jahren der Institutsleitung in den Ruhestand und sein Stellvertreter Prof. Dr. Horst K. Hahn wurde als kommissarischer Institutsleiter bestellt. Ab Mai 2014 wurde das Institut gemeinsam von Prof. Hahn und Prof. Dr. med. Ron Kikinis geleitet. Zum März 2020 wurde Prof. Kikinis von der Harvard Medical School als „B. Leonard Holman Endowed Professor of Radiology“ berufen. Seitdem ist Prof. Hahn alleiniger Institutsleiter mit den Stellvertretern Prof. Dr. Matthias Günther und Prof. Dr. Tobias Preusser. Im Juni 2014 wurde Prof. Dr. Gabor Székely von der ETH Zürich zum Vorsitzenden des Kuratoriums von Fraunhofer MEVIS gewählt und Walter Märzendorfer von Siemens zu seinem Stellvertreter. Seit Juni 2018 hat Prof. Dr. Hans Maier (BGM Associates, Berlin) den Vorsitz des Kuratoriums von Fraunhofer MEVIS inne.

Während der fünfjährigen Übergangsphase erhielten das Mutterinstitut in Bremen und die Projektgruppe in Lübeck ihre Grundfinanzierungen vom Land Bremen bzw. vom Land Schleswig-Holstein, jeweils zur Hälfte kofinanziert mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Im April 2013 bzw. 2014 wurden das Institut in Bremen und die Projektgruppe in Lübeck durch international besetzte Gutachterkommissionen erfolgreich evaluiert und in die Regelgrundfinanzierung der Fraunhofer-Gesellschaft aufgenommen. Seit Juli 2015 ist die ehemalige Projektgruppe in Lübeck Teil des Mutterinstituts in Bremen. Im April 2017 eröffnete Fraunhofer MEVIS einen neuen Standort in Berlin, und in 2018 wurde eine strategische Kooperation mit der RWTH Aachen geschlossen.

Im September 2018 wurde mit dem Bau eines eigenen Institutsgebäudes für Fraunhofer MEVIS begonnen, das zu gleichen Teilen von der Bundesrepublik Deutschland, dem Land Bremen und der Europäischen Kommission (EFRE) finanziert wird. Das Gebäude auf dem Campus der Universität Bremen wurde im Mai 2021 bezogen.

Am 1. Januar 2019, genau zehn Jahre nach Aufnahme in die Fraunhofer-Gesellschaft, wurde das Fraunhofer-Institut für Bildgestützte Medizin zum Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin. Der neue Name spiegelt das deutlich erweiterte Forschungsspektrum des Instituts wider sowie das Bestreben, die Transformation der digitalen, integrierten Präzisionsmedizin von morgen durch systematische Computerunterstützung voranzutreiben.