Am Montag stellte die in Los Angeles lebende bulgarische Medienkünstlerin Eli Joteva die Arbeit „IntraBeing Expanded View“ als Dauerausstellung im Gebäude von Fraunhofer MEVIS am Hauptstandort in Bremen zur Verfügung.
Was liegt innerhalb der Grenzen des Seins? Das AR-Kunstwerk erforscht die Grenzen der Abbildung des menschlichen Körpers, um sich ein grenzenloses und intra-aktives Gefühl des Seins vorzustellen. „Ich habe mich schon immer für die komplexen Ökosysteme innerhalb des menschlichen Organismus interessiert und habe in meiner Arbeit oft meinen eigenen Körper verwendet“, sagt Eli Joteva. „Deshalb war ich begeistert, dass ich MRT-Daten meines Körpers aufnehmen und damit arbeiten konnte.“ Die Arbeit ist eine Erweiterung der Bildschirm-Installation IntraBeing, die das Ergebnis der Künstlerresidenz STEAM „Imaging III“ ist. Eli Joteva arbeitete mit Forschern des Fraunhofer MEVIS im Jahr 2020 zusammen, um „IntraBeing“ zu entwickeln. Sie erforschte die Möglichkeiten medizinischer Bildgebungs- und Simulationstechniken, um die rätselhaften Räume zu lokalisieren, die an den Grenzen von Auflösung und Berechnung entstehen.
In "Intrabeing: Expanded View" fungiert ein freistehendes Objekt als physischer Bildanker für das 3D-Kunstwerk, das aus dem Beckenscan der Künstlerin stammt. Die Besucher können einen QR-Code scannen oder einen NFC-Tag auf dem Objekt antippen, um die digitale Skulptur in ihren Handys zu öffnen und mit ihr in AR zu interagierenDie Besucher können einen QR-Code scannen oder einen NFC-Tag auf dem Objekt antippen, um die digitale Skulptur auf ihrem Handy zu öffnen und mit ihr in der erweiterten Realität zu interagieren.
Die Künstlerin führte eine Reihe von Ganzkörper-MRT-Scans und DTI-Scans (Diffusion Tensor Imaging) durch, die normalerweise nur zur Visualisierung der Konnektivität im Gehirn verwendet werden, um stattdessen Nervenfasern in der Beckenregion ihres Körpers aufzuzeigen. Inspiriert wurde sie dabei von der Tatsache, dass Wasserstoffatome, auf denen die MR-Bildgebung beruht, sich ebenfalls in einem ständigen Fluss im Nanosekundenbereich befinden und sich somit einer präzisen Messung entziehen. Diese Komponenten sind Schlüsselelemente des Werkes. Es zeigt eine oszillierende interne Landschaft von Wasserstoffatomen, die Nerven, entlang derer sie fließen, und die zwischen ihnen erzeugten magnetischen Potenziale. IntraBeing wurde u.a. auf dem Ars Electronica Festival 2020 ausgestellt.
Ausgangspunkt der „STEAM Imaging“-Residenz ist es, Künstler:innen mit Wissenschaftler:innen, Schüler:innen und (seit kurzem) Eltern zusammenzubringen, um durch STEAM-Veranstaltungen und -Workshops einen breiten Zugang zu einer selbstmotivierten Erkundung rund um Themen der digitalen Medizin zu schaffen. STEAM steht für „Science, Technology, Engineering, Art, and Mathematics“. Grenzen einzelner Disziplinen werden überschritten, flexible Formen des Lernens und der Zusammenarbeit entwickelt und Fähigkeiten zum effektiven und kritischen Umgang mit neuen Technologien in der digitalen Medizin vermittelt. Die Residenz ermöglicht es Künstler:innen, sich intensiv mit MEVIS-Expert:innen auszutauschen und ihre Arbeit mit den neuesten wissenschaftlichen Methoden und Ansätzen der digitalen Medizin zu verknüpfen. STEAM Imaging III wurde von Fraunhofer MEVIS in Zusammenarbeit mit Ars Electronica, Linz, Österreich, der International Fraunhofer Talent School Bremen, dem Schulzentrum Walle, Bremen, und dem UCLA ArtSci Center, Los Angeles, USA, veranstaltet.
Das Gebäude von Fraunhofer MEVIS auf dem Campus der Universität Bremen wurde nach zweieinhalbjähriger Bauzeit im Mai 2021 vom Institut bezogen. Das vom Architekturbüro Haslob Kruse + Partner entworfene Gebäude beherbergt auf 2.600 Quadratmetern Nutzfläche bis zu 210 Arbeitsplätze. Das Raumkonzept umfasst Büros, Seminarbereiche, Besprechungsräume, Technikräume und einzelne Laborbereiche und bietet sowohl Rückzugsmöglichkeiten für konzentriertes Arbeiten als auch offene Bereiche für Kommunikation und Zusammenarbeit. Als „Werkstatt der digitalen Medizin“ soll das Gebäude als Treiber des digitalen Wandels im Gesundheitswesen verstanden werden. Es soll Raum schaffen, um sich zu treffen und über digitale Medizin zu diskutieren. Die Baukosten von rund 15 Millionen Euro werden zu gleichen Teilen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Land Bremen und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) getragen.
Erfahren Sie mehr über IntraBeing im Audio-Podcast: Für die Kunst in die MRT-Röhre