Im kurzweiligen Vortrag des Kardio-Experten Prof. Dr. med. Gerhard Hindricks erhielten am 30. August rund 70 Zuhörende zugleich einen spannenden Einblick in bahnbrechende Ansätze der Herzmedizin sowie einen Eindruck, wie die Gesundheitsversorgung in abgelegenen oder unterversorgten Regionen gelingen kann. Denn wer sich mit kardiovaskulären Krankheiten beschäftigt, kommt nicht umhin, eine global-epidemiologische Perspektive einzunehmen: Sie sind weltweit die häufigste Todesursache und betreffen verschiedene geografische Lagen, Altersgruppen und sozioökonomische Strukturen.
Schnell wurde klar, dass die Digitalisierung der Medizin hier treibend ist und ganz neue Möglichkeiten eröffnet, Herzkrankheiten zuverlässig und mit nicht-invasiven Methoden zu erkennen. Bespielhaft zeigte Prof. Hindricks dies anhand einer zitierten Studie, in der eine KI das Vorhandensein einer Herzinsuffizienz einzig basierend auf veränderten Sprachsignalen feststellen konnte. Der Kardiologe ist außerdem überzeugt: „Digitale Anwendungen sind der einzige Weg, um Medizin gerechter zu gestalten.“ Für Prävention, Monitoring und Behandlung verschiedener Krankheiten spielt der Zugang zu medizinischer Versorgung eine zentrale Rolle. Diesen Zugang will das Projekt „Care for you to be“ (CUBE), in dem Prof. Hindricks in seiner Zeit als Ärztlicher Direktor des Helios-Herzzentrums Leipzig eine aktive Rolle übernahm, mit weltweit flexibel adaptierbaren, telemedizinischen Walk-in-Einheiten mehr Menschen ermöglichen.
Im weiteren Besuchsprogramm demonstrierten Wissenschaftler*innen des Fraunhofer MEVIS, die sich mit Themen rund um das Herz beschäftigen, ihre Arbeit – darunter z.B. das in dem von Prof. Dr.-Ing. Anja Hennemuth geleiteten Projekt MINIMAKI entwickelte Software-Tool. Dieses KI-gestützte Assistenzsystem soll die Planung und Durchführung von Herzklappen-OPs erleichtern, u.a. durch die Ermöglichung der Interpretation komplexer Datensätze. Das Herz und seine Krankheiten gehören zum Portfolio von Fraunhofer MEVIS; Technologien, die in diesem Rahmen entwickelt werden, setzen an verschiedenen Stationen der „Patient journey“ an, von Prävention über Diagnose zur Behandlung.
Insgesamt bot der Austausch mit Prof. Hindricks inspirierende Denkanstöße für kardiovaskuläre Themen und deckte mögliche Kooperationsfelder zwischen Fraunhofer MEVIS und der Klinik auf.
Zur Person: Prof. Hindricks leitete bis Anfang des Jahres das Herzzentrum in Leipzig und ist seit März 2023 Leiter für Rhythmologie am Deutschen Herzzentrum der Charité, sowie Chief Integration Officer des Deutschen Herzzentrums Berlin. Seine Hauptaufgaben in Berlin sind die Entwicklung der Exzellenz in der Elektrophysiologie an den Kliniken der Charité, die Integration der Charité-Kliniken in das Deutsche Herzzentrum und die Unterstützung des Deutschen Herzzentrums der Charité in Bereichen der strategischen Entwicklung. Zu seinen wissenschaftlichen Hauptinteressen gehören Arrhythmien und Elektrophysiologie, insbesondere die interventionelle Behandlung von Herzrhythmusstörungen, neue innovative Technologien und Gerätetherapien. Gegenwärtig ist Prof. Hindricks außerdem Leiter des von der Europäischen Kommission geförderten PROFID-Projekts, einer der weltweit größten Aktivitäten zur Prävention des plötzlichen Herztods, und Vorsitzender des Ausschusses für digitale Gesundheit der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC).